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Berlin Air Show 2016

ILA

Airbus setzt auf mehr Nachhaltigkeit

Jubiläumsschau ’60 Jahre Luftwaffe‘

Die gute Nachricht vorweg: Die ILA 2016 fand statt. Die Tradition der ältesten Luftfahrtmesse der Welt konnte damit gewahrt werden. Im Fokus stand vor allem die Berliner Politik. Eröffnet wurde die Veranstaltung (1.- 4. Juni) von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Als weitere Kabinettsmitglieder kamen Bundesverteidigungsministerin Dr. Ursula von der Leyen und Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt auf das ExpoCenter Airport am BER.  Brigitte Zypries, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und Koordinatorin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und Raumfahrt, übernahm die Schirmherrschaft für den neu geschaffenen ‚Startup Day‘ (2. Juni), mit dem junge, innovative Unternehmen gefördert und mit Leitfirmen in Kontakt gebracht werden sollen.

Less Fuel. Less Emissions.

Mit Airbus A350XWB und A320neo präsentierte sich eine neue, leisere, vor allem aber deutlich verbrauchsgünstigere Flugzeuggeneration am Boden und in der Luft. Am Vortag der Veranstaltung hatte Airbus die EASA- und FAA-Musterzulassungen für den A320neo mit LEAP-1A-Triebwerken von CFMI erhalten. Erste Lieferungen mit dieser Triebwerksoption sind schon für Mitte diesen Jahres vorgesehen. Hilfreich war die Bereitschaft von Emirates, Air Berlin und Lufthansa zur Beteiligung mit Fluggerät. Emirates brachte eine A380, Lufthansa (für einen Tag) den ‚Siegerflieger‘, eine 747-8, sowie ihren ersten A320neo nach Berlin. Air Berlin bereicherte das Static Display mit einer A321.

Europameisterschaft 2016

Der „Siegerflieger der Fanhansa“, eine Boeing 747-8, erorberte die Herzen des Berliner Publikums im Flug. Foto: M. Dörpinghaus

Boeing und Sikorsky, ein Tochterunternehmen von Lockheed Martin, hatte das Interesse an der sich abzeichnenden CH-53G-Nachfolge nach Berlin geführt. Während Boeing die CH-47 Chinook als Nachfolger der gleichermaßen betagten wie bewährten CH-53G ins Gespräch bringen möchte, setzt Sikorsky auf die neu entwickelte CH-53K, die sich derzeit für das US Marine Corps in Erprobung befindet. Boeing nutzte zugleich den Auftritt auf der ILA, um auf die enge Zusammenarbeit mit deutschen Zulieferern zu verweisen. Dazu zählt vor allem auch die Zusammenarbeit mit Liebherr. Das in Lindenberg (Allgäu) beheimatete Unternehmen liefert u. a. das anspruchsvolle Klappsystem für die Flügelenden der 777X sowie alle Stellantriebe für das Hochauftriebssystem des 777X-Tragwerks.

Dr. Enders: Keine nationalen Alleingänge

Fragen der Nachhaltigkeit im Luftverkehr wurden in einem Pressegespräch von Airbus-Chef Dr. Thomas Enders und Ralf Fücks von der Heinrich-Böll-Stiftung teils kontrovers, teils konstruktiv thematisiert. Wohl kaum eine andere Branche, so Dr. Enders, habe so ambitionierte Ziele zur Verminderung klimarelevanter Emissionen wie der Luftverkehr. Auch wenn es sich hierbei um eine Mammut-Aufgabe handele, ließ Dr. Enders in seinem Statement keinen Zweifel an der Entschlossenheit aufkommen, diese Ziele auch tatsächlich zu erreichen. Zirka 90% der Forschungsmittel für die zivile Luftfahrt gingen derzeit in Projekte mit ökologischer Zielsetzung. Zum Erreichen der Umwelt-Ziele seien jedoch Forschungsförderung und Innovation hilfreicher als lautes Nachdenken über immer neue Restriktionen. Dr. Enders wandte sich in diesem Zusammenhang insbesondere gegen nationale oder europäische Alleingänge. Wenn die Politik es ernst meine, dann solle sie doch endlich den Single European Sky schaffen, durch den allein mindestens 10 % an Treibstoff bzw. Emissionen eingespart werden könnten. Ralf Fücks von der Heinrich-Böll-Stiftung forderte dagegen die Einbeziehung des Luftverkehrs in den so genannten Emissionshandel sowie mehr staatliche Regulierungen bis hin zur Lenkung der Nachfrage und der Besteuerung von Flugkraftstoffen. Angesichts des anhaltenden Wachstums im Luftverkehr sei der Dialog mit der Industrie aus seiner Sicht zwar notwendig, jedoch keine ‚Harmonie-Veranstaltung‘.

Mit dem neuen, erstmals in Berlin gezeigten Bluecopter präsentierte Airbus Helicopters verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der Umweltverträglichkeit bei Drehflüglern.  Und mit dem Mock-up des viersitzigen E-Fan 2.0 signalisierte Airbus, dass der Elektroflug schon bald Realität werden dürfte. Je nach Stromquelle könnte der All-Electric E-Fan nicht nur klimaschädliche Emissionen minimieren, sondern auch das Lärmproblem an Flughäfen und Flugplätzen deutlich entschärfen. Flugzeuge dieser Art wären zudem geeignet, der General Aviation neue Impulse zu verleihen.

Unter der Überschrift ‚Future Lab‘ bot das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) einen Überblick über zukunftsweisende, vom ihm geförderte Projekte aus Luft- und Raumfahrt.

Das DLR gab einen Einblick in die aktuelle Arbeit und präsentierte mit dem A320 ATRA (Advanced Technology Research Aircraft) das Juwel seiner Forschungsflotte. Die Fraunhofer-Gesellschaft präsentierte die Vielfalt  der Forschung ihrer zahlreichen Institute, auch hier mit dem besonderen Schwerpunkt der Nachhaltigkeit. Der Auftritt beider Institutionen war zugleich auch ein Apell an die Berliner Politik, den Forschungsstandort Deutschland zu stärken, wenn die Position im internationalen Wettbewerb gehalten werden soll.

International Suppliers Center ISC

Zu den Erfolgsgeschichten der ILA zählt das ISC. Das offensichtlich gern angenommene, durchgehend geschäftige International Suppliers Center bot auch diesmal etablierten Zulieferern wie auch Startups die Möglichkeit zu Kontakten mit Einkäufern der Luft- und Raumfahrtindustrie. Ein Matchmaking-System erleichterte die Anbahnung von Gesprächsterminen.

125 Jahre Menschenflug

Dem DLR und dem BMWi ist zu danken, dass das Thema ‚125 Jahre Menschenflug‘ nicht ganz in Vergessenheit geriet. Es war schließlich in Derwitz bei Berlin, wo Otto Lilienthal im Frühjahr 1891 die ersten erfolgreichen Flüge gelangen. Das DLR hat einen der damaligen Lilienthal-Gleiter nach Originalplänen nachbauen lassen, um ihn im Windkanal mit wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und ihn danach erstmals auch öffentlich zu zeigen. Der Nachbau des Lilienthal-Gleiters begrüßte die Besucher beim Betreten des Geländes und erinnerte damit zugleich auch an die einzigartige Tradition des Luftfahrtstandortes Berlin. Die Gesellschaft zur Bewahrung von Stätten deutscher Luftfahrtgeschichte e. V. (GBSL) würdigte die Leistungen Lilienthals in einer begleitenden Ausstellung mit Schautafeln und seltenen Dokumenten.

In der aufwendig gestalteten wie gerne besuchten Raumfahrthalle – ein Markenzeichen der ILA – ging es vor allem um den Nutzen, den die Raumfahrt für den Menschen hat, dies insbesondere auch im Hinblick auf Erdbeobachtung und Klimaschutz.

Weltpremiere: Reiner Stemme Q01

Als Plattform für das weltweite Umwelt-Monitoring, die Überwachung internationaler Vereinbarungen sowie von Verkehrswegen und Infrastruktur, präsentierte sich die Q01 von Reiner Stemme Utility Air Systems. Bei der Q01 handelt es sich um ein deutsch-katarisches Gemeinschaftsprojekt, das zu den meistbeachteten Neuvorstellungen in Berlin zählte. Die vielseitig verwendbare, wahlweise bemannt oder unbemannt zu fliegende Hochleistungs-Single bietet (unbemannt) eine Endurance von bis zu 50 Stunden. Der Erstflug fand bereits im November 2015 statt. Angetrieben von einem CD-300 Dieselmotor von Technify und einer Drei-Blatt-Luftschraube von mt-propeller, kann die ganz in Faserverbundwerkstoffen gefertigte Q01 unterschiedliche Sensoren bzw. Nutzlasten von bis zu 1000 kg tragen.

Ebenfalls für Überwachungsaufgaben unterschiedlichster Art und großer Höhe prädestiniert ist die G520 NG von Grob Aircraft. Die bereits 1991 zertifizierte, optional auch unbemannt zu fliegende G520 ist bis heute eines der weltweilt größten, ganz in Faserverbundwerkstoffen gefertigten Flugzeuge.

60 Jahre Luftwaffe

Die absolute Lufthoheit über Berlin beanspruchte jedoch die Bundeswehr, die die Veranstaltung u. a. als willkommene Bühne für eine gleichermaßen informative wie beeindruckende Leistungsschau der Luftwaffe nutzte. Die Geburtstagsfeier ’60 Jahre Luftwaffe‘ wie auch die Flugschau insgesamt lockten denn auch die Berliner in großen Scharen auf das Ausstellungsgelände in Selchow.

Im Unterschied zu früheren Jahren verzichteten die Veranstalter auf die Benennung eines Partnerlandes. Laut Abschlussbericht besuchten insgesamt 150.000 Personen die verkleinerte und auf vier Tage verkürzte Schau im Schatten des BER. Ein Termin für die nächste ILA wurde nicht genannt.

IASA-Fotogallerie der ILA 2016: